Das Theodizee-'Problem'

Abgesehen davon, dass dieses von der, vom (starken) Atheismus überzeugten, Bevölkerung vertretene und von ihnen als in sich stimmig gehaltene Gedankenmodell weiterhin als ein ’Problem’ bezeichnet wird, was mit einer noch nicht gelösten Aufgabe gleichzusetzen gilt, kommt diese philosophische Betrachtung bei ihnen nur dann zur Anwendung, wenn die Gegebenheiten irdischen Lebens, auf das diese Betrachtung Bezug nimmt, von negativer Art sind.
Und daran krankt dieses Argument in erheblichem Maße...
Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Naivität versucht wird, eine Gottesexistenz aufgrund negativer Formen und Ausmaße irdischen Daseins zu verneinen, dagegen wird hinsichtlich positiver Zustände in unserer Welt Gott von den Nichtgläubigen überhaupt nicht in Erwägung gezogen; im Gegenteil, dann wird hierbei auf die Naturwissenschaft und den Handlungsfreiheiten des Menschen verwiesen.
Geht man aber her und verneint eine Gottesexistenz aufgrund der negativen Geschehnisse auf Erden, dann sollte schon die Frage erlaubt sein, ob diese Negation Gottes auch bei all den positiven Geschehnissen noch Gültigkeit besitzt.
Falls dies so sein sollte, wird hierbei allerdings der Widerspruch ganz offensichtlich...
Führt man jedoch bei der Begründung zur Verneinung einer Gottesexistenz alle negativen Ereignisse irdischen Lebens argumentativ zu Felde, was ja auch getan wird, können im Umkehrschluss die positive Ereignisse dies nicht.
Sie sprechen zwar auch nicht für eine Gottesexistenz, jedoch hinsichtlich des Theodizee-Problems ist dies erst einmal von sekundärer Bedeutung.
Primär entscheidend ist doch folgendes: Wenn man sich auf diese Argumentationsweise stützt (Nichtexistenz Gottes aufgrund negativer Ereignsse in der Welt), müssen auch die positiven Gegebenheiten bei der Beantwortung des Theodizee-Problem mit einfließen. In diesem Fall wäre nach meinem Dafürhalten das Theodizee-Problem, sprich dessen einseitig angeführte Argumentationskette bereits ad absurdum geführt.
Wollen wir uns mal die Argumentationen des Theodizee-Problem zu Gemüte führen:
Wenn es einen Gott gäbe, dieser dann allmächtig, allwissend und allgütig sein müsste. Da aber die reale Situation auf Erden anders als paradiesisch sich darstellt, kann es keinen Gott geben, denn:
- Wenn Gott allmächtig wäre, hätte er eine bessere Welt erschaffen.
- Wenn er allwissend wäre, hätte er das Elend voraus sehen müssen.
- Wenn er allgütig wäre, kann er kaum wollen, dass wir leiden.
Wenn das Universum wirklich von einem Wesen geschaffen wurde, dann war dieses Wesen entweder nicht allmächtig (sonst würde er uns von unserem Leid befreien), nicht allwissend (sonst hätte er geahnt, welche Übel aufkommen würden) und nicht allgütig (sonst würde unser Elend ihn bekümmern). Da aber all das Leid und Elend und Übel auf der Welt nicht diesen drei Kriterien Gottes gerecht werden, gibt es somit keinen Gott.
Soweit die Beweisführung…
Jedoch muss einem Mitdenkenden sofort auffallen, wo hier der Fehler liegt: In der Prämisse...
...der Prämisse, dass ein Gott die drei Aspekte ’allmächtig’, ’allwissend’ und ’allgütig’ aufweisen müsste.
Das Fehlen der drei (oder auch nur eines dieser drei) dem Wesen zugedachten Aspekte lässt nicht gleichzeitig das Fehlen desselben zu, sondern nur das Fehlen eines Wesen mit diesen drei genannten Aspekten. Es könnte durchaus auch sein, dass es einen Gott gibt, der gegenteilige Aspekte in sich trägt, oder nur eine einzige dieser drei genannten Eigenschaften aufweist, oder nicht vorweist. Und aufgrund der oben erwähnten unparadiesischen Zustände in unserer Welt mit all dem Leid, Übel und Elend, müsste dann demzufolge ein Universum erschaffendes Wesen vorherrschen, der nicht all diese drei Aspekte auf einmal vereint; zumindest nicht die Eigenschaft ’Allgüte’. Es gilt ebenso als logisch zu betrachten, dass dieser dennoch allmächtig sein kann, aber diese Macht dementsprechend zu missbrauchen scheint, allwissend ist, aber Spaß am aufkommenden Übel der Welt besitzt, was allerdings in beiden Fällen gegenüber der Allgütigkeit widersprüchlich ist.
Mitnichten aber, um auf den Fehlschluss der Beweisführung hinzuweisen, als ein Fehlen Gottes beweisen muss - und auch nicht beweist.
Was mir bei all der sogenannten Beweisführung schleierhaft vorkommt, ist die (und hier liegt der zweite Fauxpas der Beweisführung) Herleitung des Bezugs zwischen dem Übel der Welt und Gott, anstatt hierin auch eine Rechtfertigung des ’Gegenspieler’ Gottes mit Namen Satan zu überprüfen, von dessen ’Existenz’ man doch ebenso Kenntnis besitzt, oder zumindest bei dieser Beweisführung annehmen muss. Wenn man aber bei der Überprüfung der Theodizee-These per definitionem (Theo) Gott zur Überprüfung heranzieht, weshalb dann nicht auch Satan in das einseitig belastete Gedankenmodell einfließen lassen?
Auch aus diesem Grund ist das Ergebnis (Nichtexistenz Gottes) als logisch begründeter Fehlschluss zu bewerten.
Falls es Gott gäbe, dann könnte es auch einen Kontrahenten geben, der in unserem Sprachgebrauch als Satan bezeichnet wird. Dieser könnte dann für all das Leid und Elend dieser Welt verantwortlich gemacht werden, so es ihn gäbe.
Was man aber auch ihm generell nicht anlasten kann. (Dazu mehr im Beitrag 'Satan')
Im Übrigen würde auch Satan nicht existieren, wenn es Gott nicht gäbe: Somit wäre der Verursacher des Leids wiederum der Mensch selber.
Welche von beiden Theorien aber die richtige, die wahre ist, kann nicht durch diverse Beweisführungen entschieden, sondern nur durch einen niemals beweisbaren inneren Glauben erfasst werden.
Somit ist das Status quo des Zustandes auf Erden das Ergebnis des freien Willen - hier könnte man Gott womöglich die Schuld zuschreiben, dass wir einen freien Willen haben...
...was aber vollkommener Blödsinn ist!
Ihr Dukania Mauria
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