Vor kurzem las ich in einem Zeitungsbericht, dass islamistische Terroristen einen Anschlag verübt hatten, bei dem über 120 Kinder zum Opfer gefallen waren. Doch dies war für mich, so schrecklich diese Tat auch ist, nichts Ungewöhnliches mehr in der heutigen Zeit.
Was mich vielmehr zu Nachdenken brachte, war die Motivation jener Terroristen, weshalb jene Kinder frühzeitig ihr Leben beendet hatten: Rache. Und zwar Rache dafür, dass bei einem Angriff der Gegenseite zuvor ihre Kinder zu Tode gekommen waren.
Die darauf erfolgte Begründung ließ mich dann nachdenklich werden (sinngemäße Wiedergabe): ‚’Damit die Gegenseite zu spüren bekommt, wie es ist, wenn eigene Kinder sterben.’Die Frage lautet: Wieso tun Menschen Dinge, die sie verurteilen?
Ist das Verlogenheit, Heuchelei, oder was für ein Charakterzug ist das? Auf jeden Fall zeugt diese Einstellung von einem niederen geistigen Bewusstsein.
Dieses Beispiel ist zwar ein sehr extremes, aber dieser Charakterzug ist schon im Kleinen zu beobachten und kommt bei fast jedem Menschen zum Vorschein.
Auf der einen Seite halten wir Kants kategorischen Imperativ als eine Zielvorgabe für das Gemeinwohl hoch, lassen aber auf der anderen Seite das jüdisch-biblische Gesetz ’Auge um Auge, Zahn um Zahn’ walten.
Die meisten haben den Wesenszug, anderen ’mit gleicher Münze heimzahlen’ zu wollen. Mag dahinter auch der Gedanke eines Lerneffektes sich verbergen, fruchtet dieser jedoch nur, wenn der ‚Heimgezahlte’ einen Bewusstseinsgrad aufweist, welcher jenen zum Umdenken lenken könnte. Befindet sich aber der ’Gescholtene’ auf derselben Ebene, wird ‚zurück geschossen’.
Und die Gewaltspirale dreht sich weiter…
Die entscheidende Frage vor einer Handlung lautet: Stecke ich in einer überbordenden Emotionalität fest, welche mich den Zugang zur Herzens-Vernunft sperren lässt, oder befinde ich mich auf einer Ebene des Herzens und der Vernunft? Sollte das Erstere der Fall sein, dann wäre es ratsam, sich heraus zu nehmen und zu versuchen, auf die andere Ebene zu gelangen, indem man sich selbst und seine erhitzten Emotionen herunterfährt und abkühlt.
Das haben jene Terroristen nicht geschafft, sondern sie verblieben in der überhitzten Emotionalität wie Wut, Trauer, Zorn, Angst usw. stecken. Somit konnten sie kein Gefühl für die unschuldigen Kinder und den trauernden Müttern der ’Gegnerschaft’ mehr aufbringen. Die Empathie wich der starken negativen Emotionalität, in der sie sich befanden, und sie führten das Prinzip ’Auge um Auge, Zahn um Zahn’ bis zum bitteren Ende jener 120 Kinder aus.
Vergessen wir mal das Kantsche ‚Gesetz’, vergessen wir auch das jüdische Gesetz, sondern nehmen uns einfach mal Gottes Gesetz vor:
Denke, Rede und Handle nie zu Deinem Schaden und zum Schaden anderer.’
Dies allein genügt vollkommen als Leitmotiv für ein gemeinsames Miteinander….