Metamorphose

Man mag dem Leben und dessen Schöpfungen mit unterschiedlichen Ideologien begegnen. Diese können von religiös-theologischer, esoterisch-spiritueller bis hin zu wissenschaftlich-darwinistischer oder atheistisch-agnostischer Natur sein.

Der Mensch besitzt ein Gehirnvertrauen, mit diesem der Mensch alles mit Logik zu begründen versucht, und dabei die Gefühle außer acht lässt. Jene Menschen bezeichnet man auch als Intellektmenschen; gegenüber Instinktmenschen.

Nun verhält es sich so, dass der Intellektmensch alles erklären will und vieles auch kann, welches mit den mittlerweile zehn physischen und physiologischen Sinnen erfassbar, messbar, berechenbar, oder wie auch immer ist. Dies ist ja auch völlig legitim und für das Erdenleben brauchbar und gar notwendig. Jedoch, indessen wurde aber dabei die eigentliche Bedeutung des Lebens im Laufe der Zeiten verdrängt, unterdrückt, vom Intellekt ’überdeckelt’, aus den Augen und somit auch aus dem Sinn verloren.

Die Intelligenz ist jene Errungenschaft, die den Menschen von Gott und auch vom Mensch (ge)trennt (hat); sogar von sich selbst. Im Jenseits gibt es per se keine Intelligenz, wie wir sie verstehen. Dort verläuft alles in richtigen Bahnen, unterliegt alles einer göttlichen Ordnung, geschieht nichts außerhalb geistiger respektive göttlicher Gesetze. Die Intelligenz des Menschen aber versucht alles Leben zu ergründen, zu hinterfragen, zu beweisen; anstatt dem Leben einfach nur zu gestatten, zu sein und sich zu entwickeln.

Ungeachtet all dessen gibt es ein kleines Wesen, von dem wir Menschen etwas lernen können. Ein kleines Wesen ohne Intellekt und Verstand. Man könnte fast schon den Eindruck gewinnen, es besitze nicht einmal einen Instinkt.

Ich schreibe hier von einem Wesen, welches in den Kinderstuben auch unter dem Namen Nimmersatt bekannt ist: Die Raupe.

Man kann sich nun diesem Wesen aus einer wissenschaftlichen Perspektive heraus nähern und anschließend mit dem Intellekt beobachten, wie sich das Wunder der Metamorphose an ihm vollzieht, um dann eventuell ein ’Aaah’ und ’Oooh’ von sich zu geben; oder auch nichts von sich zu geben.

Man kann aber auch aus einem spirituellen Verständnis heraus sich diesem ’Wunder’ der Schöpfung zuwenden, und dann wird man erst einmal verstehen, in welchem Punkt dieses kleine, unscheinbar wirkende, scheinbar unintelligente Wesen der Krone der Schöpfung namens Mensch als Beispiel dienen kann. Und wenn man dies verstanden hat, benötigt man kein Mehr an ’Wundern’, um den eigentlichen Sinn des Lebens dann zu begreifen.

Zuerst zeigt uns die Raupe auf, wie sehr man mit den irdischen Begebenheiten und Erschwernissen zu leben, zu lernen, oder gar auseinanderzusetzen hat. So wie die Raupe muss auch der Mensch sich durch dichtes Gebüsch wagen, schwere Wege gehen, über Hindernisse steigen, und gegebenenfalls bleiben auch viele von ihnen auf der Strecke. Dieser Lebensabschnitt, gespickt mit vielen Erfahrungen und auch Mühen, sowie des Überlebenskampfes, ist die Zeit der Vorbereitung zu etwas Höherem.

Hat die Raupe ein gewisses Entwicklungsstadium erreicht, beginnt die Phase der Umwandlung, wobei sie sich dann sozusagen zurückzieht, um mit der Verpuppung zu beginnen. Auch hierbei ist diese Phase auf den Mensch übertragbar: Hat er ein gewisses Entwicklungsstadium erreicht, so findet in ihm ebenso eine Veränderung statt, welche in Form einer Bewusstseinserweiterung oder einer geistigen Entfaltung einhergeht. Diese ’Verpuppung’ ist mit einem ’In-sich-kehren’ vergleichbar, die letztendlich zu einer Wandlung des eigenen Selbst führen kann. Es entwickelt sich ein neues Selbst; wie Phönix, der sich selbst verbrennt, um dann aus seiner eigenen Asche wieder emporzusteigen: Man muss das Alte vergehen lassen, damit das Neue sich entfalten kann.

Nach einer gewissen Zeit der Verpuppung entsteigt aus dem Kokon ein wunderschöner Schmetterling, welcher nun sich in die Lüfte erhebt und das reine Boden-Leben hinter sich lässt. Allerdings steigt dieser Schmetterling nicht einfach in die Lüfte auf und hat keinen Bezug mehr zur Erde; vielmehr zeigt er uns nun seine Transformation des Göttlichen in die materielle Welt: Er fliegt von Blüte zu Blüte, um zum einen sich am Nektar zu laben und zum anderen auch gleichzeitig andere Blüten mit dem eingesammelten Blütenstaub mittels Bestäubung zu ’nähren’. Somit trägt er (wenngleich auch unbewusst) Sorge dafür, die Pflanzenwelt am Leben zu erhalten, damit diese ebenso für andere als Schutz und Nahrung dienen kann: Infolgedessen können jene anderen wiederum selbst eine Entwicklung durchlaufen.

Die Handlung dieses kleinen Wesens vollzieht sich ohne Bedingung, ohne Warum, Weshalb oder Wenn und Aber; sie geschieht einfach selbstlos, weil hier das Intellekt nicht wirkt.

Diese Transformation des Göttlichen in die materielle Welt ist letztendlich auch das Ziel der menschlichen Entwicklung: Die Nahrung, die wir aus dem Geistigen zu uns nehmen und in uns aufnehmen, an andere weiter zu geben, andere Menschen damit zu nähren respektive den göttlichen Samen zu setzen. Ohne Wenn und Aber, oder anderer Bedingungen.

Die Verwandlung des kleinen Wesens Nimmersatt zu einem wunderschönen Schmetterling stellt für mich als eines der mir bekannten größten Wunder der Schöpfungen dar. Das kleine Wesen hat mir einiges aufgezeigt, was der Sinn des Lebens sein sollte respektive ist.

Ihr Dukania Mauria

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